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Der heutige Tag, Donnerstag der 02.12.2021, war ein ganz besonderer:

Unser erster Boarderrun nach Nicaragua stand auf der Agenda und wir wussten noch nicht, als wir um 05:00 Uhr in der Früh von unserem Land losfuhren, was für ein langer Tag uns bevorsteht.

Nach 45 Minuten Fahrt über die übliche Schotter- und Schlaglochpiste ging es nochmal 2 Stunden weiter über normale Straßen nach Liberia, wo wir eine kurze Pause beim Café Europa machen wollten, dessen Besitzer, Hans, ein Freund von uns ist. Wir nutzten das dortige WLAN, um unsere restlichen Formulare für den Grenzübergang vorzubereiten, den Pas de Salud, Covid Test, Reise-/Covidkrankenversicherung und ein Ausreiseticket aus Costa Rica und um kurz Verwandte und Freunde anzurufen. Wenn man einige Tage auf dem Land ohne Netz verbringt, lernt man, jede Möglichkeit, das Internet zu nutzen, enorm zu schätzen.

Die kurze Pause zog sich jedoch etwas, da die Verbindung nicht die beste war und wir z. B. ein paar Probleme bei den Paypal – Bezahlungen unserer Krankenversicherung hatten.

Nachdem alles erledigt war, ging es für uns weiter zum Grenzübergang Peñas Blancas. Erster Eindruck, den wir alle hatten: unübersichtlich.

Eine ewig lange LKW-Schlange begrüßte uns bereits 10 Minuten vor dem Grenzübergang, welcher übrigens einfach nur aus einem großen Gebäude, umringt von Parkplätzen und kleineren Häuschen besteht. Es gibt 2 Eingänge, einen auf der jeweils gegenüberliegenden Seite, beschriftet mit “Salida” und “Entrada”, doch nichts ist ausgeschildert. Wir parkten und überlegten uns gleichzeitig, wo wir denn zuerst hinmüssen.

Unserer Meinung nach, stand “Entrada” für “Eingang”, also stellten wir uns brav an die dortige Schlange und warteten 45 Minuten. Wir wurden jedoch, gerade an der Tür angekommen, vom Personal weggeschickt, mit der Aussage, wir müssten erstmal ausreisen (“Entrada” steht in diesem Fall für “Einreisende”). Also wechselten wir die Seite, nur um festzustellen, dass die vorher leere “Salida”-Seite nun auch von einer Menschenansammlung geschmückt war. Also nochmal 20 Minuten warten…

“Ihr müsst erst die Ausreisegebühr bezahlen! 200 Meter vorne links, grünes Haus!” hieß es dort. Wir, wieder raus, auf der Suche nach dem “Casa Verde”, irren um das Grenzgebäude herum, nur um das falsche grüne Haus zu betreten. Wenigstens waren wir nicht die Einzigen: Einige Touristen, die den gleichen Weg durchgekaut hatten, kamen uns mit leicht genervten Gesichtern entgegen. Eine Erleichterung, denn so waren wir nicht die einzig Blöden, die Planlos herumirrten. Es ist aber auch nichts ausgeschildert!

Nachdem das grüne Haus dann doch ausfindig gemacht und die 8 $ Ausreisegebühr bezahlt waren, welche eigentlich 10 $ sind, weil dort nicht gewechselt wird, standen wir wieder bei “Salida” und hatten kurz drauf unseren Ausreisestempel aus Costa Rica. Auf nach Nicaragua!

Zu Fuß. An der LKW-Schlange vorbei, 5 Minuten die Straße rauf zum nächsten Grenzgebäude. Wir fanden es übrigens verblüffend, dass man theoretisch jetzt schon einfach wieder nach Costa Rica hätte fahren können, ohne dass man aufgehalten worden wäre.

Die Grenze war für mich eher ein Übergang mit nur suggerierter Meldepflicht. Am Eingang des Gebäudes mussten wir zunächst einen Covid-Test nachweisen. Als Bestätigung dafür bekommt man dann einen herausgerissenen Fetzen Papier mit dem eigenen Namen und einem Stempel darauf. Im Inneren angekommen, wurden wir prompt von einem Mann angesprochen, der 2 $ für die Ein- und Ausreise pro Person von uns wollte. Wir waren zunächst skeptisch, er trug ein nur semi – offiziell aussehendes Shirt und wir wussten nicht, ob er tatsächlich zur Inneneinrichtung gehörte, oder nur naive Touristen abkassiert. Tatsächlich sind seine Dienste für Visa-Reisende wie uns recht praktisch, da er die Wiedereinreise durchaus erleichtert (Man wird direkt durch eine andere Tür gebracht und findet sich sofort bei der Einreise wieder, ohne das Gebäude verlassen zu müssen). Schließlich standen wir am Schalter und ahnten noch nicht, dass unsere Stimmung erneut auf die Probe gestellt werden sollte: Weil wir uns noch nicht sicher waren, ob eine schnelle Wiedereinreise so einfach möglich ist (offiziell muss man 48 h warten!), sagte Nicki wir machten eine kurze Tour zu einem nahegelegenen See und würden dann wieder umkehren, statt direkt zu sagen, wir reisen gleich wieder ein, was besser ist!

Anscheinend hatte die Grenzpolizistin etwas falsch verstanden, denn uns sackte das Herz etwas in die Hose, als die Polizistin kopfschüttelnd mit unseren Pässen in der Hand den Schalter verließ und hinter einer Tür verschwand…

20 Minuten standen wir da, während sich etwaige Szenarien in unseren Köpfen abspielten, was jetzt wohl passieren könnte. Doch es gab keinen Grund zur Sorge. Die Frau kam wieder und wir durften nach einem Gesichtsscan und Bezahlen der 12 $ pro Person einreisen.

Außerdem hatte ich in der Früh schon Gedanken der Gelassenheit und Zuversicht, dass der Tag erfolgreich enden werde, ins Feld geschickt. Und gelassen war ich auch in diesem Moment.

Wir wurden von der Grenzpolizistin durch eine Personaltür geleitet und fanden uns auf der Ausreiseseite wieder, ohne jemals wirklich das Nicaragua betreten zu haben. Erneut musste eine Gebühr von 3 $ pro Person bezahlt werden, doch unsere Erfahrung auf der Nicaraguanischen Seite fand damit ein Ende.

Nach Verlassen des Gebäudes gingen wir erneut Richtung Costa Rica und freuten uns über eine schnelle Einreise dank fehlender Schlange. Wir erhielten nur 30 Tage Visum, da wir unser vorheriges um einige Wochen überschritten hatten, was bedeutete, dass uns schon bald ein neuer Boarderrun erwarten würde. Doch beachtet man die Tatsache, dass man offiziell bei einem überzogenem Visum die doppelte Anzahl der überzogenen Tage das Land nicht betreten darf, sind wir sehr gut davon gekommen. Es wird aber insgesamt nicht allzu sehr darauf geachtet, Costa Rica braucht seine Touris!

Es war zwar ein nervenaufreibender und sehr langer Tag, doch alles in allem, nach langer An- und Rückfahrt und 5 Stunden Herztheater, waren wir erfolgreich. Daran gezweifelt habe ich nie, nur die Umstände des Übergangs waren unsicher.

Abends fiel ich erschöpft und aber zufrieden in meine Hängematte.

– Tarek